So, Ihr Lieben,
hier kommt nun endlich mein erster ausführlicher Bericht über meine Erlebnisse in Chile.
Am 24.07.2019 habe ich Hamburg, meine Heimatstadt, sowie meine Familie und Freunde in Richtung Santiago de Chile verlassen. Zwei Abende zuvor hatte ich mich noch von meinen Freunden und Bekannten verabschiedet, den letzten Abend dann gemeinsam mit meinen Eltern verbracht. Der finale Abschied am Flughafen, vor allem von meinen Eltern war dann schon emotional. Gemeinsam mit meinem Mitfreiwilligen Noah bin ich dann am Mittwoch, den 24.07. gegen 16 Uhr los geflogen, mit Zwischenstopp in Paris, am 25.07, Donnerstag, um circa 9 Uhr in Santiago de Chile gelandet. Dort wurde ich dann von meinem, bzw. dem Schulleiter des Liceo Almirante Riveros, Gerhard Mornhinweg, abgeholt und in meine Wohnung in Bellavista gefahren. Auf dem Weg dorthin habe ich schon Einiges von Santiago gesehen und mein erster Eindruck war zugegebenermaßen, dass Santiago eine graue, dreckige, hässliche Stadt ist.
Den ersten Tag habe ich fast komplett mit Gerhard verbracht, aufgrund des Lehrerstreiks musste er nämlich nicht arbeiten und konnte sich somit Zeit für mich nehmen. Er hat mir die wichtigsten Dinge über Chile, die Chilenen, Santiago und das Liceo Almirante Riveros, also meine Arbeitsstelle, erzählt. Angekommen in meiner neuen Wohnung, welche ich mit 2 weiteren Freiwilligen bewohnen sollte, gab es erst mal viel zu tun. Die Vorfreiwilligen hatten uns viele Dinge von Ihnen da gelassen. Wir sollten dann wählen, was wir gebrauchen können oder was entsorgt werden sollte. Da habe ich mich dann die nächsten Tage mit meinem Mitfreiwilligen Erik, welcher 2 Tage nach mir in Santiago eintraf, erst mal „durch gewühlt“. Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt sind wir wohnlich eingerichtet. Schwierig war es mit dem Boiler (dieser liefert nur lauwarmes Wasser und erwärmt, gefühlt nur ca. 10 l Wasser). Dazu mussten wir zunächst Gas bestellen. Am 06.10. kommt letztendlich noch Franzi, unsere 3. Mitbewohnerin, dann ist unsere WG komplett. Sie wird mit mir am Liceo arbeiten.
Nun komme ich zu meinem ersten Arbeitstag, der am Montag, den 29.7. an der Liceo Almirante Riveros begann: Auch an diesem Tag hat sich Gerhard viel Zeit für mich und Noah, der ebenso am Liceo in der Big Band arbeitet, genommen. Außerdem habe ich den Theaterlehrer Ekar, mit dem ich zusammenarbeite, kennengelernt. Die Schule sieht ansprechend aus, sie ist farblich schön gestaltet, es gibt einen tollen Kunstrasenplatz, sowie einen relativ guten Basketballplatz. Die Klassenräume sind im Vergleich zu Deutschland jedoch relativ einfach gestaltet, bzw. ausgestattet. Überrascht war ich von dem Theaterraum, der sehr ansprechend aussieht und gut ausgestattet ist, was für meine Arbeit eine gute Voraussetzung ist. In meiner ersten Woche habe ich dann die 3 Kurse/Schüler(innen) mit denen ich im Laufe des Jahres zusammenarbeiten werde, kennengelernt. Montag und Mittwoch Nivel 1, also Niveau 1, Dienstag und Donnerstag Nivel 2 und Freitag Nivel 3, bzw. eine Mischung aus Nivel 3 und der Compagnia, welche aus Schülern aus Nivel 3, aber auch aus Schülern anderer Schulen und ehemaliger Schüler besteht. Neben dem Theaterunterricht, der jeden Wochentag nachmittags stattfindet, helfe ich bei den sogenannten „Taller de expresiones“ mit, was in gewisser Form Theaterunterricht der 5. und 6. Klasse ist. Der Nachmittagsunterricht, also das Taller Theater besteht aus Schülern ab der 7. Klasse. Am Liceo muss man sich ab der 7. Klasse für ein sogenanntes Taller entscheiden, vergleichbar mit einer AG in Deutschland, jedoch gibt es auch in diesem Unterricht Noten. Die Talleres sind zum Beispiel Theater, Kunst oder Musik, jedes Taller ist künstlerisch ausgelegt. Des weiteren gebe ich 2 mal die Woche Englischunterricht für Schüler, die aktiv danach bei mir gefragt haben. Außerdem spiele ich in der Schulbasketballmannschaft des Liceos mit, was mir ungemein bei der Integration und dem Erlernen der Sprache geholfen hat. Zu der Sprache kann ich nur sagen, dass Chilenisch wenig gemeinsam hat mit dem Spanisch, was man in der Schule lernt. Es gibt unheimlich viele Modismen und die Chilenen nuscheln sehr stark. Mittlerweile habe ich mich aber schon ganz gut in die Sprache „herein gehört“ und kann zumindest die Personen, mit denen ich häufiger spreche, gut verstehen. Wie schon kurz angerissen, hat mir Basketball sehr geholfen Leute hier kennenzulernen. Allgemein habe ich einen Vorteil, dass ich an einer weiterführenden Schule arbeite und viele Schüler somit mein Alter haben. Dementsprechend habe ich schon viele Bekannte über die Schule, über Basketball und über meine Bekannten kennengelernt und würde sagen, dass ich den Einen oder Anderen auch schon als „Freund“ bezeichnen kann. Das war mir von Anfang an sehr wichtig, da das auch der Schlüssel zum Spanisch lernen ist. Möglichst viel mit Einheimischen unternehmen, um somit gezwungen zu sein, die fremde Sprache zu sprechen. Die Kultur hier in Chile ist sehr gastfreundlich und ich fühle mich fast überall sehr wohl. Manchmal ist es ein bisschen unangenehm, dass man überall angestarrt wird, weil man 1,91 Meter groß ist und in den Augen der Chilenen „blond“ ist, wobei ich eigentlich braune Haare habe. Auf der anderen Seite fühlt es sich auch mal gut an, so viel Aufmerksamkeit und Interesse zu bekommen, außerdem hilft das natürlich auch bei der Integration, wenn die Einheimischen von sich aus Interesse zeigen und auf mich zugehen. Zum Klima kann ich nur sagen, dass es sehr kalt ist, bzw. war, den ersten Monat über. In unserer Wohnung gibt es keine Heizung, weshalb ich fast ständig meine Winterjacke auch drinnen getragen habe. Klingt vielleicht komisch, gewöhnt man sich aber echt schnell dran! Draußen sind trotz Winter ab und zu schöne Temperaturen gewesen, manchmal sogar über 20 Grad. Nachts kühlt es sich dann aber immer sehr stark ab. Das erste Bild, bzw. den ersten Eindruck, den ich von Santiago als Stadt hatte, kann ich bisher leider nur teilweise revidieren. Die Stadt ist alles in allem hässlich. Es gibt schöne Viertel, aber fast jeder Platz, jede Straße, jeder Park ist überfüllt und überall ist es dreckig. Aber ich habe ja auch noch nicht alles gesehen……..
Hei Philip,
ich bin gerade zufällig auf deinem Blog gestoßen. 2015-2016 habe ich ebenfalls einen IJFD am Liceo almirante Riveros absolviert. Wenn du magst kannst du ja Grüße ausrichten an Ekar und Gerhard. Ich war damals im kunst taller, bin nicht im Bilde, ob Benjamín dort nach wie vor Lehrer ist?♀️
A propo *hässliche* stadt: das Land und seine Natur ist wunderschön und es ist auch super einfach mit dem Rucksack umherzureisen. Ich wünsche dir noch viel Spaß und viele tolle Erfahrungen!
Liebe Grüße Charli